Kuba-Urlaub in Guardalavaca
Im Hotel Sol Río De Luna y Mares in der Nähe von Holguin
"Pass auf die Kuh auf", so heißt übersetzt die kleine Stadt Guardalavaca auf Kuba, etwa eine Auto-Stunde von Holguin entfernt. Da auf Kuba alle Kühe in staatlichem Besitz sind und scheinbar komplett frei herumlaufen dürfen, ist dieser Spruch doch sehr treffend. Wer eine Kuh haben möchte, muss diese ausleihen :)
Der Flug
Dieses Jahr lautete also unser Urlaubsziel Karibik, genauer "Kuba" - mit einer Boing 767 quer über den Atlantik.
Nach 10,5 bzw. gefühlten 398112231212 Stunden Flug mit etlichen Bechern Cola, Kaffee und in Plastik eingepacktem Reis, Hühnchen, Brötchen und Kuchen finden wir uns bei 33 Grad auf dem kleinen Flughafen Frank Pais International Airport in einer noch kleineren Passkontrollstation in Holguin wieder und starren aufgeregt in eine Weitwinkel-Kamera, die unsere Identität festhält.
Brav geben wir dem Sicherheitsbeamten am Ausgang noch den blauen Zollwisch, auf dem wir bescheinigen, keine Waren einführen zu wollen und bestätigen unsere Telefone als GPS-fähige Geräte, GPS-Signal konnte ich auf ganz Kuba aber eh keines finden.
Unser Reiseleiter fängt uns mit einem fröhlichen "Hallo, wie gehts, alles gut?" mit einem breiten weißen Lächeln am Parkplatz ab und schleust uns direkt in einen fahrenden Kühlschrank von Transtur, der uns nach Guardalavaca bringen soll.
Kurz danach geht die Welt unter.
Kaum sitzen wir im Bus als alle Wolken über uns auf einmal offenbar jahrelang angestautes Regenpotential über uns ausschütten und Donner und Blitz wie wild am Bus rütteln. Trotzdem startet der Busfahrer kurze Zeit später.
Überholen heißt hier mehrmals Hupen, Augen zu und los oder auch Hupen, fahren und wieder einschwenken, weil der andere die gleiche Idee hatte oder gerade beschleunigt. Das Ganze basiert auf Vertrauen. Mit Glück winkt der rechtsfahrende mit der Hand. Klappt trotzdem alles überraschend gut. Wir schlängeln uns durch tiefe Schlaglöcher, durch kleine Dörfer und passieren zahlreiche Bushaltestellen an denen Menschenmassen auf den nächsten Bus warteten. Eine Stunde später schleppen wir unsere geschundenen Körper + Gepäck aus dem Bus.
Das Hotel Sol Río De Luna y Mares
Sofort nehmen wir unseren rot-gelben Begrüßungscocktail entgegen. "Lecker" und schön kühl - aber stopp! Klar ist er kalt, der ist voller gefährlichem Eis und haben wir nicht gelernt auf jenes böse Eis zu verzichten? Der erste Vorsatz ist also bereits über Board geworfen, bevor wir auch nur unser Zimmer besichtigt haben. Die Reiseleitung bestätigt uns aber, dass Eiswürfel "okay" seien.
"Klack" hat uns die freundliche Hoteldame ein grünes Armband um unser Handgelenk geschlossen und schickt uns zum Hotelzimmer. Gracias - natürlich haben wir - wie immer - alles verstanden. Benötigen aber noch die Befragung zweier weiterer Personen, um endlich samt Gepäck quer über das riesige Gelände zu rollen und Zimmer 8305 zu finden.
Direkt im Naturpark Bahia Naranjo liegt unser Hotel Sol Río De Luna y Mares. Ursprünglich aus zwei Hotels bestehend erstreckt sich das Gelände über 150.000 m². Eine riesige Fläche voller Palmen, Gräser, Büsche und Blumen. Diese zieren die liebevoll gestalteten Wege von Gebäude zu Gebäude. Für die richtige Pflege sorgen zahlreiche Gärtner, die in grünen Anzügen überall fleißig umherwuseln und auf dem Gelände schneiden, gießen, kürzen, anpflanzen und vieles mehr. Mit einem "¡Hola" bekommt man hier stets ein freundliches Lächeln geschenkt.
Das Zimmer
Wie sollte es aber anders sein, unser Zimmer befindet sich im dritten Stock des letzten und am weit entferntesten Gebäude auf dem Hotel-Anwesen überhaupt. Einen Lift können wir leider auf den ersten Blick nicht finden also schleppe ich die beiden großen Koffer weiter die Treppen hoch und werde direkt belohnt.
Was für ein Meerblick. Direkt vom Zimmer aus schauen wir auf die Grünanlage und dahinter den Atlantik mit seinem kristallklaren, türkisblauen Wasser. Der Rest des Zimmers ist okay, gemütlich, zwar alles etwas älter aber sehr sauber und gepflegt. Der erste Blick landet auf dem riesigen Kasten, der hinten am Fernseher hängt. So etwas ist in Deutschland schon vor Jahrhunderten ausgestorben :) Wie soll ich denn damit die anstehende Fußball WM genießen?
Wir lassen uns auf die rote Tagesdecke fallen und atmen erst mal durch.
Umgebung und Strand
Auf unseren Fototouren durch die Hotelanlage sieht man viele Lebewesen erst auf den zweiten Blick. Auf Felsvorsprüngen sitzen gut getarnte grauschwarze Geckos, im grünen recken entsprechend angepasste Eidechsen ihren Kopf zwischen den Blättern hervor und in den Wiesen flüchten Hundertschaften von großen roten Krabben in ihre Erdlöcher.
Zimperlich sollte man hier nicht sein, denn auch Begegnungen mit riesigen Kröten oder Kakerlaken sind keine Seltenheit. Gerüchten zu folge wurden auch schon Vogelspinnen gesichtet :) Die absolute Vorherrschaft aber haben Vögel. Sie besetzten alles: den Strand, die Bäume, die Hotelanlage und stibitzen sich das ein oder andere Brötchen direkt vom Buffet. Ganz Kuba scheint außerdem von Truthahngeiern überwacht zu werden, die in kleineren Gruppen am Himmel kreisen und nach Aas ausschau halten.
Die verschlungenen Wege der Anlage bringen uns zum Strand. Dieser wirkt durch die Palmen, Bäume und Sonnenschirme aus getrockneten Palmenblätter sehr natürlich und geht direkt in kristallklares, türkisblaues Meer über, das mit ca. 28 Grad angenehm warm und relativ flach ist.
Nachdem ich die unbegründete Angst vor Haien rechtzeitig abgelegt habe, werfe ich mich in die Wellen des Atlantiks und möchte am liebsten den kompletten Urlaub nur im Wasser verbringen und mir den Pelz bräunen :)
Jeepsafari Pinares de Mayari
Morgens werden wir nach dem Frühstück mit einem silbernen Jeep abgeholt und starten Richtung Nationalpark Pinares de Mayari.
Quer durch Guardalavaca kommen wir dem eigentlichen und sehr viel ärmeren Leben auf Kuba deutlich näher. Das hat mit dem Leben in der Hotelanlage nichts mehr zu tun. Die kleinen Häuser erinnern uns im ersten Moment eher an deutsche aber heruntergekommene Schrebergärten, sogenannte Favelas, und zeigen deutliche Spuren der vergangenen Hurricanes. Dächer fehlen oder wurden spartanisch repariert, andere Häuser scheinen nach deutschem Verständnis völlig unbewohnbar.
Mit dem Auto kämpfen wir uns durch das wilde Treiben der Menschen. Diese stehen eigentlich nahezu alle an, auf oder entlang der Straßen, fahren Fahrrad, auf einer Kutsche, in Autos, verkaufen etwas an kleinen Obstständen oder warten schlichtweg den halben Tag auf den Bus. Weiterhin bleibt das wichtigste Instrument im Jeep die Hupe, um Passanten, Tiere oder andere Fahrzeuge auf uns aufmerksam zu machen.
Weiter führt uns der Weg von Guardalavaca nach Holguin, die mit 300.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Kubas ist. Unsere Reiseführerin bringt uns zu einem tollen Aussichtspunkt, dem Wahrzeichen der Stadt - dem Loma de la Cruz. Von hier oben führt eine riesige Treppe mit 461 Stufen direkt in die Stadt hinunter.
Warum es gut ist, mit dem Allrad-Jeep unterwegs zu sein, wird schnell klar. Die holprigen, roten Wege mit großen Steinen und noch größeren Schlaglöchern bringen unser Gefährt deutlich ins Wanken. Nicht gerührt, sondern komplett durchgeschüttelt, erreichen wir unser Ziel an der Spitze der Saltos de Guayabo, die Wasserfälle im Nationalpark Pinares de Mayari. Blöd, wer hier mit weißen Turnschuhen ankommt, denn die eisenhaltige Erde färbt den Boden knallrot. Wir würden natürlich nie mit neuen weißen Schuhen zu einem Ausflug gehen... Nach einer Wanderung mit einem Guide vor Ort durch ein abgestecktes Gebiet vorbei an einheimischer Fauna & Flora, wie Mimosen, Bananenstauden, einer Babyananas und kommen schließlich näher zum Wasserfall um einige Fotos zu machen. Vor Ort bekommen wir von den Betreibern der Anlage noch vor unserer Abreise kubanisches Essen serviert und unglaublich süßen frischgepressten Saft aus einer Karaffe.
Stadtbesichtigung Santiago de Cuba
Dreikommafünf Stunden benötigt der Bus zur einstigen Hauptstadt und zweitgrößten Stadt Kubas: Santiago de Cuba. Ein Zwischenstopp gibt uns Gelegenheit einem Kubaner bei der Herstellung von handgemachtem Honig-Kaffee zu beobachten und frische Kokosnuss zu genießen, direkt mit der Machete vor unseren Augen geöffnet und geschnitten.
In Santiago empfängt uns ein riesiger Reiter: Die Statue zeigt Antonio Maceo am Platz der Revolution - ein kubanischer General des Unabhängigkeitskrieges von 1868 bis 1898.
Anschließend besichtigen wir den Cementerio Santa Ifigenia. Einen beeindruckenden Friedhof mit Grabmalen aus Marmor und teurem Granit, der zahlreiche Persönlichkeiten der Geschichte Kubas beherbergt. Darunter Emilio Barcardi Moreau, Helden der Unabhängigkeitskriege und kubanischen Revolution, wie den Nationalheld José Martí. Aber auch Compay Segundo, der 1997 mit dem Buena Vista Social weltbekannt wurde. 1868 eingeweiht wurde der Friedhof 1937 zum Nationaldenkmal ernannt. Am Mausoleum von José Martí nehmen wir an der Wachablösung mit musikalischer Untermalung teil, eine Zeremonie, die hier für Besucher alle 30 Minuten stattfindet.
Weiter bringt uns der Bus zur Festung El Morro, die sich hoch über den Ufern der Bucht von Santiago de Cuba erhebt und 1633 errichtet wurde. Nach dem Mittagessen vor Ort in einem Restaurant führt uns eine hölzerne Zugbrücke direkt hinein, hinein in ein Labyrinth aus Gängen, Brücken, Treppen, Zugbrücken und Gräben. Eben dieses verwirrende Labyrinth machte die Festung früher schwer einnehmbar. Eine Holz-Rampe brachte die Munition von innen nach oben um die Kanonen mit Kugeln zu bestücken. Von der Burg aus hat man einen tollen Ausblick auf das karibische Meer.
Zum Abschluss des Ausflugs können wir noch am Stadtleben Santiagos teilnehmen. Früher war die Stadt Hauptstadt Kubas und Ankunftshafen für zahlreiche Sklavenschiffe aus Westafrika. Die Auswirkungen sieht man noch heute: Ein Großteil der Bevölkerung hat afrikanische Wurzeln.
Auf den Straßen herrscht das blühende Leben, vom Parque Céspedes und dem Haus des Don Diego Velázquez ausgehend, laufen wir quer durch die Innenstadt, beobachten eine Gruppe Männer die angestrengt Domino spielt und begegnen zahlreichen Einheimischen. "Ahhh Deutsche" ruft uns ein Multifunktions-Musiker entgegen und trällert fröhlich sein Lied für uns. Er begleitet sich selbst mit Gitarre und Mundharmonika.
Fazit
Beeindruckende Landschaften, der mit Abstand schönste Strand, den wir bisher gesehen haben, viele sehr freundliche Menschen, dazu überdurchschnittliches All-Inclusive-Essen am Buffet und wildes Klima von sehr heiß über schwül bis hin zu orkanartigen Winden und sehr starken Gewittern mit Platzregen, eine riesige Diskrepanz zwischen Tourismus und erschreckender Armut vor Ort und die vielen bunten und bekannten alten amerikanischen Autos.
Das war für uns Kuba 2014 und wir würden jederzeit zurückkommen.